Blog Aurobindo 7

7. Mutters letzter Weg

 

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Sacred Chants of Shakti

 

Mutter auf dem Balkon mit Aurobindo leicht getönt
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        1950 erkannte Sri Aurobindo, dass es für den Erfolg der Verwirklichung einer Neuen Erde, einschließlich
        eines Neuen Menschen, notwendig sein würde, die Transformationsarbeit zusätzlich auch von den
        feinstofflichen Ebenen aus voranzutreiben.
        Mira … die Mutter… war sofort bereit die physische Erde zu verlassen, um das zu übernehmen.
        Doch Sri Aurobindo übernahm dieses selbst, mit der Begründung, dass ihr Körper besser imstande sei,
        die Transformation zu ertragen, als der seine!
        Dass Sri Aurobindo 1950 die physische Ebene verließ, war also eine technische, praktische und okkulte
        Notwendigkeit, um die Manifestation des Supramentals auf Erden und die supramentale Transformation
        der Erde zu beschleunigen.

        Noch 23 Jahre lang arbeitete die Mutter - gegen alle Widerstände der Dunkelmächte - die diese Vergöttlichung
        mit aller Macht verhindern wollten - an dieser Verwirklichung… unter größten Leiden und Schmerzen…
        mit größter Aufopferung, bedingungsloser Hingabe und Überantwortung an den „Höchsten Herrn“!

        3 besonders wichtige Etappensiege sollen hier mal aufgezeigt werden:

        1. Die supramentale Manifestation
        Es geschah während dieser allabendlichen Meditation des 29. Februar im Schaltjahr 1956.

        „Heute Abend war die göttliche Präsenz konkret und materiell unter euch anwesend. Ich hatte eine Gestalt
        aus lebendigem Gold", schrieb Mutter zwei Monate später.
        „Größer als das Universum, und ich stand vor einem ungeheuren Tor aus massivem Gold, das die Welt
        vom Göttlichen scheidet. Als ich auf dieses Tor blickte, wusste ich und wollte ich, in einer einzigen
        Bewusstseinsregung: DIE ZEIT IST GEKOMMEN - the time has come - und ich hob mit beiden Händen
        einen riesigen goldenen Hammer und versetzte dem Tor einen Schlag, nur einen einzigen, und das Tor
        zerfiel in Trümmer.
        Da verbreitete sich das Licht, die Kraft und das Bewusstsein des Supramentals in ununterbrochenen
        Wogen über die Erde."
        ...
        „Herr, was Du mir auftrugst zu tun, habe ich getan. Die Pforten des Supramentals sind aufgesprungen,
        und Bewusstsein, Licht und Kraft des Supramentals fluten über die Erde.“
        (zitiert nach Georges Van Vrekhem: Über den Menschen hinaus. Leben und Werk von Sri Aurobindo und Mutter S.351/352)

        Dieser Tag wurde später als „Der goldene Tag“ bezeichnet.


        2. Die Zustimmung der Mutter Natur zu dieser neuen Schöpfung
        Lange Zeit widerstrebte der Mutter Natur diese neue anvisierte Schöpfung – sie liebte es, ihren kreativen
        Geist in einem Überfluss ohne Eile zum Ausdruck zu bringen… sie hatte Spaß daran zu experimentieren…
        die zahllosen winzigen, unwesentlichen Elemente immer wieder neu zu kombinieren, immer wieder in den
        großen Kessel zu werfen, dort umzurühren und dadurch eine große Vielfalt… und immer wieder Neues zu
        produzieren.

        Mira… die Repräsentantin
        der Großen Mutter (Mahashakti), sagte dazu:
        „Sie [die Natur] liebt ihre Zickzackwege. Sie liebt ihre aufeinanderfolgenden Versuche, ihre Fehler, ihre
        Neuanfänge, ihre Erfindungen. Sie liebt die Verspieltheit auf dem Weg, das unerwartete Resultat eines
        Experiments.
        Man könnte fast sagen, für sie ist es umso vergnüglicher, je länger es dauert.

        An jenem Abend, als ich euch diese Dinge sagte [ihr Unbehagen über die Zickzackwege der Natur]
        habe ich mich mit der Natur identifiziert, vollkommen, ich bin in ihr Spiel mit eingestiegen.
        Und diese Identifikation bewirkte eine Reaktion, eine Art neue Intimität zwischen der Natur und mir,
        ein langer Weg der Annäherung, der seinen Höhepunkt in einer Erfahrung am 8. November (1957) erreichte.
        Ganz plötzlich hat die Natur begriffen. Sie hat begriffen, dass dieses neue Bewusstsein, das geboren wird,
        nicht die Absicht hat, sie auszuschließen, sondern sie voll einzuschließen.

        Sie hat begriffen, dass diese neue Spiritualität sich nicht vom Leben distanziert, vor dem gewaltigen
        Umfang ihrer Bewegungen nicht ängstlich zurückschreckt, sondern im Gegenteil all ihre Elemente
        integrieren will.
        Sie hat begriffen, dass das supramentale Bewusstsein nicht etwas ist, das sie kleiner macht, sondern das
        sie vervollständigt.
        Dann kam von der höchsten Realität folgende Weisung: 'Erwache, o Natur, zur Freude der Zusammenarbeit!'
        Und die ganze Natur stürzte in einem Impuls maßloser Freude heran, um zu antworten:
        ,Ich bin einverstanden, ich arbeite mit!' ...
        Sie akzeptierte. Sie sah - mit der ganzen Ewigkeit vor sich - ,dass das supramentale Bewusstsein sie auf
        eine vollkommenere Art vervollständigen würde, dass es ihrer Arbeit mehr Kraft, mehr Weite, mehr
        Möglichkeiten für ihr Spiel geben würde.
        Und plötzlich hörte ich gleichsam von allen vier Ecken der Erde die großen musikalischen Klänge, die man
        manchmal im Subtilphysischen hört, ähnlich Beethovens Violin-Konzert in D-moll, so als ob fünfzig
        Orchester gleichzeitig einsetzten, ohne einen einzigen falschen Ton, um der Freude über die neue
        Vereinigung der Natur mit dem Geist Ausdruck zu geben - die Begegnung von zwei alten Freunden, die
        sich nach langer Trennung wiederfinden."
        (zitiert nach Georges Van Vrekhem: Über den Menschen hinaus. Leben und Werk von Sri Aurobindo und Mutter S. 364/365)



        3. Der neue Körper/ der Archetypus des supramentalen Körpers
        Am 24. März 1972 sprach Mutter mit Satprem, der ja das Privileg hatte, mit ihr regelmäßig Gespräche zu
        führen und die mit einem Tonband aufzunehmen, über ihre innere Schau des neuen Körpers:

        „Zum ersten Mal, früh am Morgen, sah ich mich selbst, meinen Körper. Ich weiß nicht, ob es der
        supramentale Körper ist oder - wie soll ich sagen - ein Übergangskörper.
        Aber ich hatte einen völlig neuen Körper, in dem Sinn, dass er geschlechtslos war, er war weder Frau noch
        Mann. Er war sehr hell. Aber ich glaube, das kommt daher, weil meine Haut hell ist, ich weiß es nicht.
        Er war sehr schlank - das war schön. Wirklich eine harmonische Gestalt.
        Das war also das erste Mal. Ich wusste überhaupt nichts, ich hatte keine Vorstellung, wie es sein würde
        oder sonstwas, und ich sah ... ich war es, ich war so geworden."

        Am nächsten Tag bat Satprem um eine nähere Erklärung.

        Mutter sagte: „Ich war so. Das war ich. Ich sah mich nicht in einem Spiegel, ich sah mich so (Mutter neigte
        ihren Kopf, um an sich hinunter zu sehen). Ich war so.
        Das war das erste Mal; es war morgens gegen vier Uhr, glaube ich. Es war etwas völlig Natürliches.
        Ich weiß nur, was ich gesehen habe [vom Brustkasten bis zur Hüfte].
        Ich hatte nichts an, darum sah ich ... Was ganz anders aussah, war der Rumpf.
        Von der Brust bis hinunter zur Taille: weder Mann noch Frau.

        Und es war schön. Ich hatte eine sehr schlanke Figur, sehr dünn - sehr dünn, aber nicht mager.
        Und die Haut war weiß. Die Haut war wie meine Haut. Aber eine sehr hübsche Form.
        Kein Geschlecht, man konnte nicht sagen ... weder Mann noch Frau. Das Geschlecht war verschwunden.
        Auch hier [Mutter zeigt auf ihre Brust] nichts mehr von alldem. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.
        Es war wie ein Überbleibsel, hatte aber keine Form mehr, nicht einmal so viel wie bei Männern.
        Eine sehr weiße Haut, ganz gleichmäßig. Kaum einen Bauch. Der Magen ... kein Magen.
        Da war alles ganz dünn.
        Weißt du, ich habe dem keine große Beachtung geschenkt, dass es so war. Es war alles ganz natürlich.

        Es war auch klar, dass es kein kompliziertes Verdauungssystem mehr gibt wie jetzt, keine Ausscheidung,
        wie sie jetzt ist ... Aber wie der [physische] Körper selbst sich ändern wird?
        Ich weiß es nicht."

        Die Frage war nur, wie der supramentale „Archetypus", den sie gebildet hatte, sich in der grobstofflichen
        Materie manifestieren würde.
        Es war unerlässlich, dass die grobstoffliche Materie durch den Prozess der „Permeation", der mehr und mehr
        allgegenwärtigen Durchdringung, in immer größerem Maße transformiert werden musste.
        Der supramentale Körper mit seinen göttlichen Eigenschaften kann logischerweise nur in einer verfeinerten,
        supramentalisierten Materie Gestalt annehmen.


        Wie viel Zeit würde es noch brauchen - das Wunder der sichtbaren Präsenz der supramentalen Spezies auf
        der Erde? Mutter rechnete noch 1956 mit einigen Millionen von Jahren.
        „Ich habe euch gesagt, dass, bevor das Ergebnis der supramentalen Manifestation sichtbar und spürbar sein wird,
        von einem jeden wahrgenommen, noch Millionen von Jahren vergehen mögen."

        Später war ihre Schätzung im Bereich von Tausenden von Jahren und noch später von etwa dreihundert
        Jahren - eine Zeitspanne, die von Sri Aurobindo vorgesehen war, und ihr nun aufgrund ihres eigenen
        Fortschritts annehmbar erschien.
        Ihre fortdauernde Anwesenheit auf der Erde und ihre Arbeit nach 1956 und dann wieder nach 1962 haben
        zweifellos den Prozess um Tausende von Jahren verkürzt.
        (zitiert nach Georges Van Vrekhem: Über den Menschen hinaus. Leben und Werk von Sri Aurobindo und Mutter S.509/510)

         

 

Mutters Mantram zur Unterstützung der Zelltransformation

Screenshot Om Bhagavate 2

OM = Ich rufe Dich an, HERR/GOTT/GÖTTLICHER SCHÖPFERISCHER GEIST
NAMO = Ich beuge mich vor Dir in völliger Hingabe und Überantwortung
BHAGAVATÉ = Mach mich wie Du bist, göttlich


         

         


        Kommen wir jetzt zu Mutters letztem Weg
        Am 19. Mai 1973 fand das letzte Gespräch zwischen der Mutter und Satprem statt.
        Danach verschloss man ihm ihre Tür: Einer der Leibwächter verlor die Geduld - er explodierte förmlich.
        30 Jahre Druck über die von außen nicht sichtbare Transformation fanden plötzlich ihr Ventil!
        Seine Stimme des Zornes tönte: "Seit dreißig Jahren habe ich genug von diesem Humburg gehört."
        (zitiert nach Satprem: Mutter oder die Mutation des Todes, S.247)

        Von da ab gab es keine Verbindung mehr zur Außenwelt - sie war allein mit der Verneinung.
        Am 17. November wurde Satprem dann von ihrem Tod unterrichtet: Was war in diesen sechs Monaten
        geschehen?
        Er konnte es nicht verstehen... so lange stand er an Mutters Seite und glaubte fest an den Erfolg ihrer
        Transformationsarbeit.


        Trost gab ihm die Erinnerung der folgenden Zeilen aus Sri Aurobindos Werk Savitri:



              Ein Tag wird kommen, an dem sie ohne irgendeine Hilfe dastehen muss
              am gefahrvollen Rande des Untergangs der Welt und dem ihrigen,
              tragend auf ihrer einsamen Brust die Zukunft der Welt,
              tragend in allein gelassenem Herzen die Hoffnung der Menschen,
              um zu siegen oder um zu scheitern auf dem Rande der Verzweiflung,
              allein mit dem Tod und nahe an der Grenze der Vernichtung.

              In dieser letzten schauerlichen Szene muss ihre einzigartige Größe
              alleine eine gefahrvolle Brücke in der Zeit überqueren
              und den höchsten Gipfel der Welt-Bestimmung erreichen,
              wo für den Menschen alles gewonnen oder verloren ist.

              Allein und verloren in jenem ungeheuren Schweigen
              einer Stunde der Entscheidung im Schicksal der Welt,
              im Anstieg ihrer Seele jenseits sterblicher Zeit,
              wenn sie einsam dasteht mit Tod oder einsam mit Gott
              abseits auf dem schweigenden ausweglosen Rande,
              allein mit ihrem Selbst und Tod und Geschick,
              wie auf einem Grat zwischen Zeit und Zeitlosigkeit,
              wo Dasein enden oder Leben seine Basis erneuern muss,
              muss allein sie siegen oder einsam fallen.

              Keine menschliche Hilfe kann sie erreichen in jener Stunde,
              Kein gewappneter Gott steht strahlend ihr zur Seite.

              Schrei nicht zum Himmel, denn retten kann nur einzig sie.

              Denn mit dieser Sendung kam die schweigende Kraft hernieder;
              der bewusste Wille nahm in ihr eine menschliche Form an:
              sie allein vermag sich zu retten und retten die Welt.

              (aus Sri Aurobindo: Savitri, Buch VI Canto 2: Der Weg des Schicksals und das Problem des Leidens)

               



        Seine Erlebnisse während der Totenwache beschrieb Satprem folgendermaßen:
        (zitiert nach Satprem: Mutter oder die Mutation des Todes, S.258/259)

        "Inmitten dieser unglaublichen Farce, am 18. November, während ich mich noch in der Meute befand und im Dröhnen der
        Ventilatoren unentwegt diese kleine weiße Gestalt betrachtete, ohne zu verstehen, hatte ich die machtvollste Erfahrung meines Lebens.
        ...ich saß da wie ein abgestumpfter Stein mit Kopfschmerzen zum Schädelspalten.
        Ich sah einfach zu, selbst ohne ein Gebet im Herzen, ohne überhaupt irgend etwas. Daß sie aufstehen würde, um diesem ganzen
        unwahrscheinlichen Quatsch zu entgehen, erschien mir als das einzig Vernünftige.
        Sie stand nicht auf, doch plötzlich ergriff mich etwas, das mich wörtlich über die Kopfschmerzen und diese traumschwere Menge
        hinaushob, und dann… kam eine alles einnehmende Flut.
        Ich kannte die Macht, schließlich hatte mich Mutter nicht umsonst bei der Hand genommen, um mich an der Erfahrung teilhaben zu
        lassen.
        Hier aber gab es keine Person, die “eine Erfahrung” hatte, es geschah wie außerhalb von mir. Ich war niemand, ich wohnte einfach
        einer Tatsache bei.
        Ich fand mich in eine ungeheure Flut von Macht getaucht, die wie aus Heiterkeit zu bestehen schien – vielleicht aus Liebe, aber dann
        war es eine Liebe, die Heiterkeit war – eine Heiterkeit gleich einer Sturzflut, ununterbrochen, lückenlos, und es schallte:
        es schallte wie ein ungeheures Glockenspiel von höchster Stärke durch das Universum.
        Alle Schleusen der Welt standen offen.
        Es sprach und schallte in meinen Ohren und wie durch die ganze Welt, eine ungeheure, jedoch wie stimmlose Stimme:
        KEIN HINDERNIS… NICHTS STEHT IM WEG… KEIN HINDERNIS… NICHTS STEHT IM WEG…
        Das wiederholte sich immer wieder, jedes Wort, als läuteten alle Glocken der Welt zugleich in einem einzigen ungeheuren Rollen aus
        Bronze.
        KEIN HINDERNIS… NICHTS STEHT IM WEG… KEIN HINDERNIS…
        Eine solche Freude lag darin, ein Triumph, etwas, das so herrlich und so ungeheuerlich lachte und das alles mit forttrug, die Mauern
        einriß, die Schleusen öffnete.
        Nichts steht im Weg… kein Hindernis.
        Erhaben wie das jüngste Gericht. Ein Kataklysmus der Freude.

        Eine Viertelstunde hielt ich das aus, dann konnte ich mich nicht mehr beherrschen und ging auf die Straße.
        Und es schallte noch immer.
        Ich ging zum Meer, am ganzen Leibe zitternd. Dann beruhigte es sich.
        Es gab keine “Mutter” mehr in all dem, kein “ich”, nicht einmal mehr eine Erfahrung – oder die ganze Welt machte diese Erfahrung.
        Ja, es war wie eine erste Manifestation von “Etwas” auf der Welt. Man kann dem ein Etikett verpassen, aber es dreht allen Etiketten
        eine lange Nase.
        Es war eine ungeheure Tatsache. An jenem 18. November war etwas geschehen.

        Vielleicht die erste irdische Brandung der Freude der neuen Welt."

***

        Hier noch ein interessanter Traum der Mutter:
        (zitiert aus der ‘hinduwebsite.com’, --> Visionen der Mutter: 3. Vision)

          “Ich habe geschlafen und jetzt bin ich wach.

          Ich erwachte in der großen, strengen Kathedrale der intellektuellsten aller europäischen Hauptstädte.
          Ich erwachte zum Klang majestätischer Orgelklänge, Klänge, die in dem riesigen Kirchenschiff aufstiegen
          und sich entfalteten wie ein mächtiger Ruf, ein edler Wunsch.
          Als ich aufblicke, sehe ich eine junge blonde Frau in weißem Gewand am Handbuch sitzen.
          Als ihre Finger die Tasten berühren, steigen die Harmonien eine nach der anderen, inspiriert und voller Liebe.

          Als ich nach unten schaue, sehe ich, dass sich die Kathedrale allmählich mit einer eifrigen Menge füllt, die von
          den reichlichen Klängen angezogen wird, die draußen zu hören sind. Gleichzeitig sehe ich, wie sich die
          Orgelempore langsam mit einem immer strahlenderen Licht füllt.

          Das Licht breitet sich im gesamten Gebäude aus und vertreibt die Dunkelheit. Ein großes blendend weißes Licht
          fällt auf den Altar, und als es sich ein wenig zerstreut hat, sind das Kreuz, die religiösen Bilder, die Kultgegenstände
          verschwunden, als wären sie von einer unsichtbaren Hand pulverisiert worden.

          Alle Anwesenden sind wie angewurzelt, gespalten zwischen Überraschung, Neugier und Angst. Ihr Erstaunen wächst,
          als sie sehen, wie sich vor dem Chor ein großer violetter Schleier bildet und dichter wird und auf dem Schleier
          Buchstaben aus goldenem Licht erscheinen, die die folgende Inschrift für alle lesen:

            „Das Selbst ist dein Gott. Du bist der lebendige Tempel des Göttlichen Bewohners.
            Erwache, o sich entwickelnder Übermensch.
            Entfalte, entwickle deine latenten Fähigkeiten, um die unauflösliche Vereinigung Gottes,
            des Undenkbaren Absoluten, mit der ewigen Substanz durch den wiedergeborenen
            und glorreichen Menschen zu verwirklichen, unsterblich auf Erden, seiner rechtmäßigen
            Heimat.”

          Die Verwunderung erreicht einen Höhepunkt. In der Stille, die niemand zu brechen wagt, erhebt sich eine tiefe, klingende
          Stimme und sagt:

            "Höre auf die Lehre der Musik."

          Ich richte meinen Blick auf die Orgel, sehe aber die junge Frau nicht mehr, die nun ganz von einem strahlenden Licht
          verhüllt ist.
          Am anderen Ende, als Silhouette gegen die vielfarbige Rosette, sehe ich einen Seraph, dreimal so groß wie ein Mann;
          er steht in seiner saphirfarbenen Tunika mit zwei Flügeln, die über seinem feinen jungen Kopf gekreuzt sind, zwei hinter
          seinen Armen ausgestreckt und zwei auf dem Boden liegend und seine Füße bedeckend.

          Noch einmal erheben sich die Orgelklänge, zunächst düster und stürmisch, und stellen den gegenwärtigen Zustand
          des Menschen in seinem Elend und Leiden und Zweifel dar. Dann ist plötzlich ein kristallener Ton zu hören, der die
          traurige Phrase durchdringt, wie ein Lichtfunke die Dunkelheit durchdringt; die klare und reine Melodie entfaltet sich,
          wird lauter, stärker; es beginnt ein Kampf zwischen ihm und den heftigen, ungeordneten Klängen, die allmählich
          verblassen und absterben, überwältigt und übertönt von dem ruhigen Gesang, der sich ausbreitet und kräuselt wie ein
          ruhiges Meer.
          Plötzlich stimmt eine satte, warme Stimme eine kraftvolle Hymne an:

             "Erscheine, o Licht, erhabene Intelligenz, Erlöser der Welt!"

          Die Wellen der Musik rollen mit wachsender Kraft und Verzückung, füllen das Gebäude mit wunderbaren Tönen und
          lassen die Buntglasfenster mit ihren freudigen, resonanten Wellen erzittern.
          Noch einmal ist die Stimme zu hören:

            „Erhebe dich, o wiedergeborener Mensch, erhabener Mensch, manifestiere die
            göttliche Intelligenz, feiere die großartige ewige Hochzeit, strahle Liebe aus,
            reine Liebe, universelle Liebe – Liebe, die höchste Harmonie;
            erhebe dich in deiner Kraft und deinem Wissen, o allmächtiger Meister deines
            physischen Reiches, Erkenner des Gleichgewichts!
            Ehre, Ehre sei dir, o göttlicher und menschlicher Mensch, unsterblicher und
            herrlicher Mensch!“

          Die letzten Klänge der Triumphhymne entfalten ihre schillernden Töne in einer Stille verzückter Bewunderung.
          Eine tiefe Muschel brütet über der Gemeinde.
          Das riesige Gewölbe ist in einen leuchtenden Amethystmantel gehüllt und darunter ein Schleier aus lebendigem Smaragd:
          Saphirsterne funkeln und bewegen sich überall, in der Nähe der Orgel haben sich sechsunddreißig geflügelte Wesen
          neben den Seraphen platziert und bilden einen Saphirkreis um die strahlend weiße Aura, die den jungen Inspirierten
          umhüllt.

          Langsam und lautlos fließt die Menge in Staunen; die Kranken werden geheilt, die Ängstlichen und Unruhigen werden
          beruhigt, die Schwachen werden gestärkt, die Intelligenten werden erleuchtet.
          Und beim Abschied tragen alle die prächtige Inschrift in goldenen Lettern unauslöschlich in ihre Erinnerung eingeprägt
          mit sich.”

         


 

      Kommentare dazu bitte an: j.hawlitzki@online.de  

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      Betreff: Kommentar zu Blog Aurobindo 7

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